Baron Otard

Baron Otard - Geschichte der französischen Spirituosenmarke

Im Jahr 1795 setzt Jean-Baptiste Antoine Otard ein Zeichen. Frisch aus dem englischen Exil zurückgekehrt, greift er nach mehr als nur einem Spirituosengeschäft – er erwirbt das majestätische Château de Cognac, einen monumentalen Herrensitz mit dicken Steinmauern und Blick auf die Charente. Hier, im einzigen königlichen Schloss der Region, beginnt eine Destillerietradition, die Generationen überdauern wird.

Otard war kein reiner Händler, sondern ein Visionär. Dank seiner Position als Bürgermeister – er bekleidete dieses Amt fast zwanzig Jahre lang – verband er politische Nähe mit Destillierkunst. Er ließ die Cognacs unmittelbar nach der Gärung destillieren, attestierte den alten Kellergewölben ein außergewöhnliches Potenzial und prägte von Anfang an den Ruf seiner Marke.

Die kaum zu durchdringenden Mauern des Schlosses halten die Temperatur konstant, die Luftfeuchtigkeit verhältnismäßig hoch – ideale Bedingungen für eine langsame, feine Reifung. In diesen Gewölben lagern Cognacs, die durch die Eigentore des Rheintals und die Zeit zugleich veredelt wurden. Freunde der Etikette sprechen von floral-fruchtigen Aromen, getragen von samtiger Eichenwürze, die jedem Tropfen eine elegante Präsenz verleihen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Haus mehrfach weitergereicht – doch Otards Erbe blieb mehr als erhalten. Nachdem es fast zwei Jahrhunderte in Familienhand war, wechselte das Unternehmen 1991 zu Martini & Rossi. Heute gehört es zum Bacardi-Imperium – eine Verbindung, die die Marke trotz Wandel weiterhin in eine ausgesuchte Nische des Cognac-Kosmos stellt.

Und das Château selbst? Es erzählt Geschichte: Gewölbe, Wände, Lehmstein und Geheimnisse – alles ist Teil des Erlebnisses. Besucher durchqueren Räume, spüren jahrhundertealte Kühle, sehen eingeritzte Zeichen ehemaliger Gefangener – und runden ihren Besuch mit einem Glas Cognac, serviert im Ballsaal des Schlosses, ab.