In Aÿ, im historischen Herzen der Champagne, begann im Jahr 1829 eine Geschichte, die auf einer ungewöhnlichen Partnerschaft beruhte. Der deutsche Reisende Joseph Bollinger traf auf den französischen Adligen Athanase de Villermont. Da es Aristokraten damals untersagt war, kommerziellen Handel zu treiben, benötigte der Graf Partner für den Verkauf seiner Weine. Zusammen mit Paul Renaudin gründeten sie das Haus Renaudin-Bollinger & Cie.
Doch die eigentliche Identität des Hauses wurde im 20. Jahrhundert von einer Frau geprägt, die heute als eine der grossen "Grandes Dames" der Champagne gilt: Elisabeth "Lily" Bollinger. Sie übernahm die Leitung 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, und führte das Haus mit eiserner Hand und visionärem Weitblick durch die wohl schwierigste Phase seiner Geschichte. Das Bild von ihr, wie sie mit dem Fahrrad durch die Weinberge von Aÿ patrouilliert, ist Teil des kollektiven Gedächtnisses der Region.
Unter ihrer Ägide wurden Innovationen eingeführt, die den Stil des Hauses bis heute definieren. Dazu gehört der R.D. (Récemment Dégorgé), ein Champagner, der extrem lange auf der Hefe reift und erst kurz vor dem Verkauf degorgiert wird – ein Konzept, das 1967 eine Revolution darstellte.
Technisch unterscheidet sich Bollinger fundamental von den meisten anderen Häusern durch zwei Merkmale:
- Das Holz: Bollinger ist eines der letzten Häuser, das einen signifikanten Teil seiner Grundweine in alten Eichenfässern vergärt. Das Champagnerhaus unterhält dafür eine eigene Küferei, um den Bestand von über 4.000 Fässern zu warten.
- Die Reserveweine: Während die meisten Produzenten ihre Reserveweine in grossen Stahltanks lagern, bewahrt Bollinger diese in verkorkten Magnumflaschen auf. Diese "Bibliothek" umfasst hunderttausende Flaschen, sortiert nach Jahrgang und Cru, und bildet das Rückgrat für die konstante Qualität des "Special Cuvée".
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sind die zwei Parzellen "Clos Saint-Jacques" und "Chaudes Terres". Hier wachsen Reben, die die Reblausplage des 19. Jahrhunderts überlebt haben. Diese wurzelechten (francs de pied) Rebstöcke werden traditionell "en foule" (in der Menge, ohne Reihen) kultiviert und ergeben den extrem raren "Vieilles Vignes Françaises".
Die Marke erlangte weltweite Sichtbarkeit durch eine der längsten Partnerschaften der Filmgeschichte: Seit 1979 ist Bollinger der offizielle Champagner von James Bond. Trotz dieser globalen Bekanntheit ist das Haus eines der wenigen in der Champagne, das bis heute unabhängig und mehrheitlich in Familienbesitz geblieben ist.
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