St. Germain
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Jedes Jahr im späten Frühling gibt es in den französischen Voralpen ein kurzes, fast magisches Zeitfenster. Für nur wenige Wochen blüht der wilde Holunder, und seine fragilen, weissen Dolden müssen exakt zum richtigen Zeitpunkt von Hand gepflückt werden, bevor ihre flüchtige Essenz vergeht. Dies ist der präzise, von der Natur vorgegebene Ausgangspunkt für den Likör St. Germain. Der Legende nach eilen Sammler nach der Ernte auf Fahrrädern die Hänge hinab. Sie befinden sich einem Wettlauf gegen die Zeit, da nur frische, niemals getrocknete oder gefrorene Blüten verwendet werden. Der Herstellungsprozess ist ein Akt der Behutsamkeit. Die frisch geernteten Holunderblüten werden umgehend in einem eau-de-vie de raisin (einem Traubenbrand) mazeriert, um ihre Noten zu extrahieren. Anschliessend wird die Infusion mit einer genau bemessenen Menge Rohrzucker versetzt. Auf künstliche Aromen oder Konservierungsstoffe wird gänzlich verzichtet.
Die Flasche selbst ist ein Kunstwerk. Ihr geriffeltes Glas und ihre achteckige Form erinnern an den Stil des Art déco. Jede einzelne Flasche ist zudem mit einer individuellen Nummer und dem Jahrgang der Ernte ("L'Année de la Récolte") versehen – eine aus der Weinwelt entlehnte Praxis, die die Abhängigkeit von der jährlichen, saisonalen Blüte unterstreicht.
Die Marke ist die Schöpfung eines Amerikaners: Robert J. Cooper. Als Spross einer Spirituosen-Dynastie war Cooper von der französischen Kultur und Lebensart fasziniert. Im Jahr 2007 lancierte er St. Germain, benannt nach dem Pariser Viertel St-Germain-des-Prés, einem Epizentrum der Belle Époque und des Art déco. Der fast unmittelbare Erfolg von St. Germain führte 2013 zur Übernahme durch Bacardi und zementierte seinen Status als moderner Klassiker. Heute ist er ein fester Bestandteil der globalen Barkultur und eine Schlüsselzutat in unzähligen Cocktails, darunter der bekannte Hugo Spritz.
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